Wenn Liebe Übermacht wird
achfolgenden Text habe ich zugesendet bekommen. Die Person möchte anonym bleiben.
****TRIGGERWARNUNG****
Im nachfolgenden Text finden sich Andeutungen, sowie explizite Beschreibungen emotionaler/seelischer, sowie körperlicher und sexueller Gewalt.
Bitte lies nur weiter, wenn du dir sicher zumutest, damit umgehen zu können.
Oder aber und falls du selbst Opfer einer Form von Gewalt werden musstest, hiermit bereits diese Erinnerungstür JETZT hinter dir zuschlagen und dich auf den Text hier einlassen kannst.
The Rip
Prolog:
2014 war irgendwie nicht so mein Jahr. Scheiß Nebenjob, Studienende ohne Aussichten, Schulden, nichts, bäh. Ich hatte gerade eine dreijährige Beziehung beendet. Wir liebten uns, doch kamen wir irgendwann an den Punkt, dass diese Beziehung einfach vorbei wahr. Wir hatten nur noch nebeneinander existiert.
Selten hatte ich mich so befreit und frei gefühlt. Zugleich so einsam, weshalb ich recht zeitnah in eine weitere, einer Beziehung ähnlichen Konstellation rutschte. Diese war recht schnell geprägt von Depression und Missverständnissen und Leid. In großer Traurigkeit und seelischer Qual, gingen wir auseinander. Es wäre untertrieben zu schreiben, dass es mir nur schlecht ging.
Im Nachhinein betrachtet weiß ich: wir sind alle nie scheiße gewesen. Wir hatten es nie leicht gehabt und es ging den beiden Menschen, wie mir selbst, später viel besser. Ohne uns. Bis heute.
Die Biografie meiner ersten Lebensjahre bis zu dem Zeitpunkt, von dem ich hier erzählen möchte,soll weder unerwähnt bleiben, noch viel Platz einnehmen: die Jahre meiner Kindheit und Jugend waren jedoch mitunter geprägt von emotionalem Missbrauch, seelischer und auch körperlicher Gewalt, von Depression und selbstschädigendem Verhalten.
Nach den Trennungen ging mein Körper kaputt. Ich verwahrloste, magerte ab und wollte mich in der Zerstörung neu erproben. Anders betrachtet, mich zugleich ausleben. Mein Leben nach all dem Mist irgendwie schön finden.
So lernte ich einen Menschen kennen und um ihn soll es tatsächlich gehen. Um ihn und um Missbrauch, Misshandlung, Gewalt und insbesondere um Macht in unserer Szene und dass es diese gibt, vermutlich oft, vermutlich häufiger als viele noch denken. Vermutlich insofern, dass fast jede diesen Text lesende Person eine Geschichte dazu hat. Mittlerweile bin ich hierüber fast sicher.
Das Kennenlernen war ein Knall! Eine Bestimmung! Ein unendliches, sehr unerwartetes Glück, es war kaum fassbar. So sehr liebten wir uns. So offen waren wir miteinander, mit uns, mit unseren Schwächen, unseren Stärken. Sofort begannen wir sehr symbiotisch beisammen zu sein und uns kreativ ins Unendliche zu beflügeln. Wir haben die tollsten Sachen zusammen geschaffen und uns ausgemalt. Wir öffneten uns auch insofern füreinander, dass wir unsere Triggerpoints benannten. Gab es etwas, dass die andere Person – in irgendeiner Weise und z.B. nur durch die kleinste Geste, oder das scheinbar unbedeutendste Wort verletzen könnte, sensibilisierten wir uns. Weil wir uns sofort liebten und unbedingt zusammen in eine vorstellbare Zukunft gehen wollten.
Ich könnte ewig über diese Schönheiten schreiben. Doch darum soll es und kann es nicht gehen, denn die Zeit dieser schönen Seiten war viel zu kurz. Im Nachhinein betrachtet ging es recht schnell. Damals hat es sich ewig angefühlt.
Im Nachhinein kann ich Folgendes resümieren: Mein Gegenüber, der Mensch den ich unbedingt liebte, wollte mich stilisieren, verkaufen, benutzen und zumeist irgendwie missbrauchen, mir auch weh tun, mich misshandeln. Für sich, für seine Zwecke. Sadistisch auch. Irgendwie. Berechnend, definitiv.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass es sich – und das sollte ob der Thematik dieses Textes klar sein – um eine Person der Öffentlichkeit, eine Person innerhalb der Kunst, innerhalb der linken Szene, innerhalb unserer Szene handelt.
So war es nun die eine Seite, dass diese Person – mein Ex-Geliebter – gerne versuchte mich so zu präsentieren, wie es für seine Zwecke nützlich war. Mich so zu stilisieren, dass er mich gemäß seiner Vorstellungen wie ein Kunstwerk für den Markt anbieten und wie ein wohl gefallenes Bild verkaufen konnte. Alleine mein Stil, meine Kleidung, meine Stimme. Meine Art mit den Menschen umzugehen. Wem ich vorgestellt wurde, wie ich mich wann wo wie zu verhalten hatte: Alles war auf den Erfolg meines Ex-Geliebten ausgerichtet: Ich sollte ein Schmuckstück sein. Sein Schmuckstück, nein, sein schmückendes Stück.
Ich hatte Freude, an der Kunst, die wir zusammen schaffen konnten und durchschaute dabei nicht den bloßen Eigennutz.
Funktionierte ich nicht, so zeigte es sich recht bald, sollte ich dafür bestraft werden. Durch Bloßstellung in der Öffentlichkeit, durch Druck im Inneren. Das waren die Anfänge. Ich finanzierte meinen Ex-Geliebten mit, war Förderin und ging daran fast zugrunde. Verweigerte ich mich oder wollte an Projekten arbeiten, die nur für mich förderlich waren, so wurde ich nicht nur nicht ernst genommen, sondern dafür bloß gestellt.
Irgendwann stritten wir uns. Irgendwann – und das ist alles im Nachhinein betrachtet, da ich es in der damaligen Gegenwart immer erst zeitverzögert oder später fassen konnte – war es Gewalt.
Mein Ex-Geliebter begann nach und nach immer bewusster meine ihm zu Beginn offen dargelegten, traumatischen Trigger immer gezielter gegen mich einzusetzen.
Mein Vater war ein Mensch, der, ob seiner eigenen Geschichten, nicht selten den drohenden Finger gegen mich verwendete und mich schlug. Noch viel schlimmer aber war, dass er sich auch emotional missbrauchend gegen mich verhielt. Meine Kindheit und Jugend sind geprägt davon, nie genug zu sein, nichts zu sein, weil mir das täglich so gesagt worden war.
Mein Ex-Geliebter drohte mir, mit erhobenem Zeigefinger. Er sagte mir, ich sei nichts wert. Er dagegen ein Künstler. Ich würde immer unbedeutend, ein Nichts bleiben. Er, würde das DAS sein. Ich für immer ein nichts. Eine Demütigung nach der anderen. Er verwendete Gesten, die mich traumatisiert hatten gegen mich, bis ich ausschlug und zuschlug. Ich versteckte mich in anderen Zimmern vor ihm. Wenn das nicht reichte, kroch ich in den anderen Zimmern in den Schrank.
Als ich in der Pubertät war, hatte ich mich zeitweise selbst verletzt. Zum ersten mal nach über zehn Jahren, tat ich das in meinem Kleiderschrank. Mit meinem Ex-Geliebten, mit einer Spieluhr, den Hochzeitsmarsch spielend und meinen Namen flüsternd vor der Zimmertür.
Ich weiß, er hatte vor mir Frauen psychisch gequält. Ich weiß es, weil er es mir nach und nach offengelegt hatte. Und ich bekam zunehmend Angst. Existentielle Angst aus verschiedenen Gründen. Angst vor körperlicher Gewalt, wie psychischen Zusammenbrüchen. Angst vor mir, dem was ich mir selbst antat, oder antun könnte. Angst, da er mir drohte, allen zu sagen, ich sei verrückt, man müsse mich wegsperren. Meine Arbeitsstelle anzurufen, weil ich verrückt sei. Alles.
Er saß über mir, auf mir und würgte mich. Ich rief die Polizei. Ich schickte sie weg und er kam zurück. Ich habe Fehler gemacht, die viele Menschen machen. Ich bin dafür ausgebildet worden, anderen Menschen beim Umgang, oder im besten Falle der Vermeidung solcher Fehler zu unterstützen. Ich schämte mich für meine vermeintlichen Fehler umso mehr.
Im Juli 2016 befand ich mich auf einer Maßnahme meiner Arbeitsstelle. Im Anschluss daran hatte ich – gemeinsam mit meinem Ex-Geliebten – eine Veranstaltung geplant. Aufgrund eines Unfalls, musste die Band des Abends leider absagen. Dankenswerterweise waren die beiden DJs bereit den ganzen Abend aufzulegen. Mein Ex-Geliebter half an der Theke aus. Für ihr herzliches Einspringen und aufgrund der Länge des Sets, entschied ich, den DJs mehr als zuvor besprochen an Gage auszuzahlen. Dies, nach Vermutungen mehrerer beteiligter Personen, aufgrund eifersüchtiger Gefühle, verstimmte meinen Ex-Geliebten. Er sagte mir, ich solle „die Schwänze der beiden [DJs] lutschen“. Er schob mir von hinten einen Flaschenöffner zwischen die Beine, bis zum Anstoß an meine Vagina. Es soll dabei nicht unerwähnt bleiben, dass mein Ex-Geliebter wusste, dass ich mit 17 Jahren Opfer eines sexuellen Übergriffs in gleicher Form geworden war. Dieses Erlebnis hatte ich ihm gegenüber, wie keinem Menschen zuvor, offen dargelegt.
Eine Freundin kam zu einem späteren Zeitpunkt dazu. Ich befand mich bereits und aufgrund des Vorfalls mit meinem Ex-Geliebten und einer weiteren Freundin im Gespräch. Eine Klärung war nicht möglich. Daher entschied ich, nach Hause gehen zu wollen. Dies aufgrund des anstrengenden Tages, der Vorfälle und weil ich keine Kraft mehr hatte. Meine später dazugekommene Freundin spiegelte mir im Nachhinein, dass ich klar und reflektiert, doch zugleich offensichtlich am Ende meiner körperlichen und geistigen Kräfte war. Meine Freundin und ich machten uns auf den gemeinsamen Nachhauseweg. Mein Ex-Geliebter, welchen ich zu diesem Zeitpunkt bereits aus meiner Wohnung verwiesen hatte, verfolgte uns. Auch nach mehrmaliger Bitte und Aufforderung zu gehen, verfolgte er uns weiter. Ich war aufgelöst und schwach und auch das beherzte verbale Einschreiten meiner Freundin, konnte ihn nicht überzeugen, uns fern zu bleiben. Die Situation endete in einem Gespräch zwischen meiner Freundin und meinem Ex-Geliebten und mit der Äußerung seinerseits er sei „ein Satellit“ und würde immer um mich kreisen. Meine Freundin machte deutlich, auch gehen zu wollen. Mein Ex-Geliebter wollte weiter mit uns sein. Meine Freundin wollte dankenswerterweise nicht zulassen, dass ich alleine mit ihm sein musste. Irgendwann lies er von uns ab und entfernte sich. Ich begleitete meine Freundin nach Hause. Wir vereinbarten, dass ich den übrigen, kurzen Weg alleine schaffen und sie, sobald ich zu Hause ankommen würde, informieren würde.
Ich machte mich auf den Weg. Im Hausflur traf ich meinen Ex-Geliebten vor meiner Wohnungstür. Ich rief meine Freundin an und lief zugleich auf meine Wohnungstür zu. Ohne ihn weiter zu beachten öffnete ich meine Tür. Mein Ex-Geliebter schubste mich daraufhin zur Seite und verschaffte sich Zugang zu meiner Wohnung. Ich informierte meine Freundin, während er plötzlich mit einem Schlafsack in der Hand die Wohnung fluchtartig verließ. Mir ist bis heute unklar, wie er es immer wieder schaffte, sich Zugang zu unserem Haus zu verschaffen.
Am nächsten Tag war ich mit anderen Freund*innen zum Flohmarkt verabredet. Mein Ex-Geliebter tauchte plötzlich, zugleich fröhlich-aufgedreht und als ob nichts geschehen wäre, mit einem Geschenk für mich auf. Zögerlich und aus Verliebtheit, nahm ich an. Wir wollten alle zusammen einen schönen Tag haben. Es gab eine friedlich geplante, angekündigte Demonstration in der Stadt.
Mein Ex-Geliebter war recht schnell alkoholisiert und in überschwänglicher Laune. Irgendwann verlor sich unsere Gruppe. Wir fanden uns in einem zentralen Park wieder. Dort erfuhr ich, dass mein Ex-Geliebter in polizeiliche Gewahrsam genommen worden war.
Wir befanden uns in einer festen Beziehung. Einer von Streit, Traumata und Retraumatisierung, wie emotionalem Missbrauch und körperlicher Gewalt geprägten Beziehung.
Mit meiner Freundin zusammen machte ich mich auf dem Weg zum Polizeirevier um mich zu erkundigen. Ich konnte erfahren, dass er vor Ort war. Ich hinterlegte meinen Namen und meine Nummer und nach geraumer Zeit erhielt ich einen Anruf, dass ich, und ausschließlich ich,ihn abholen könne. Meine Freundin und ich machten uns erneut auf den Weg zum Polizeirevier, wo er herausgeführt wurde. Mein Ex-Geliebter berichtete, er habe eine Handlung an der Straße vornehmen wollen und sei daraufhin von der Polizei daran gehindert worden. Da er sich wehrte, sei er in Gewahrsam genommen worden. Eine weitere Freundin war zu der Situation dazugekommen und berichtete, dass die Polizisten meinen Ex-Geliebten grob gegen eine Wand gepresst und in einen Bus geworfen hätten. Was zuvor passiert war, habe sie nicht gesehen.
Ich will ehrlich sein: Aufgrund der Vorerfahrungen mit meinem Ex-Geliebten und seinen plötzlichen, unerwarteten und cholerisch-aggressiven Verhaltensweisen,sowie mir bekannten vorherigen Vorfällen, hatte ich mir gut vorstellen können, dass die gewalttätigen Handlungen von ihm ausgegangen waren.
Wir empfiehlten ihm umgehend, in eine Klinik zu gehen, um die Wunden dokumentieren zu lassen und kümmerten uns um ihn. Als er einige Stunden später äußerte, bei mir schlafen zu wollen, lehnte ich ab und wir hatten keinen Kontakt mehr.
Ende 2017, habe ich durch einen Freund, der Mitglied einer Band ist, eine für mich überraschend und zugleich erschreckende Information erhalten. Am gleichen Tag zuvor traf er überraschend auf einen alten Bekannten. Dieser Bekannte wollte ein Benefizkonzert für Opfer repressiver Gewalt im Rahmen des G20-Gipfels 2017 veranstalten. Ob es wohl hierfür möglich wäre, die Band meines Freundes zu buchen? Im Weiteren stellte sich heraus, dass ein Teil der Spenden auch an die Person der Öffentlichkeit, meinen Ex-Geliebten, gehen sollte. Dies aufgrund eines kurz zuvor erfolgten Gerichtsverfahrens gegen ihn und für die Kosten, welche er dafür zu tragen hatte. Mein Freund gab daraufhin stichpunktartige Einblicke in vorausgegangene Vorfälle, verneinte die Beteiligung seiner Band in diesem Fall und verblieb mit dem Veranstalter insofern, als dass er Rücksprache mit mir halten wollte.
Epilog:
Zu meinem Geburtstag im Jahr 2016, schenkte mir mein Ex-Geliebter wenige Wochen nach den zuvor geschilderten Vorfällen am Tag der abgesagten Veranstaltung, Konzerttickets. Diese waren damit verbunden, dass wir zusammen reisen mussten. Wir wollten unserer Beziehung tatsächlich noch eine weitere Chance geben. Bereits zu dieser Zeit war er zwar darüber erfreut, dass ich es nochmal versuchen wollte, nicht aber darüber, dass ich nicht mehr mit ihm intim werden konnte. Er konnte das nicht verstehen, gab mir die schuld an seinen „blauen Eiern“.
Ende des Monats, machten wir uns auf die gemeinsame Reise. Bereits auf der Hinfahrt war ich ständigen Beleidigungen, Vorwürfen und Demütigungen ausgesetzt. Vor Verzweiflung lag ich weinend im Zug, war hilflos, da alleine. Doch blieb ich dabei: Ich wollte es versuchen. Ich hatte Mitleid und ich liebte.
Einen Tag später waren wir auf einem gemeinsamen Spaziergang. Ich stand derweil, zufällig via Handy in Kontakt mit meiner bereits mehrmals erwähnten Freundin. Mein Ex-Geliebter forderte mich wiederholte auf, das Handy wegzupacken. Ich dokumentierte den Ablauf meiner Freundin gegenüber.
Als Jugendliche hatte ich Narben im Gesicht durch einen Unfall erlitten. Der Vorfall war traumatisch und begleitet mich aus vielerlei Gründen bis heute.
Mein Ex-Geliebter drohte mir, falls ich das Handy nicht weglegen würde, mir die Narben des Unfalls so sehr aufzuschlagen, dass sie wirklich nie mehr verheilen würden.
Ich dokumentierte weiter.
Mein Ex-Geliebter machte obszöne Bemerkungen. Mit mir hatte er nie Analverkehr gehabt. Seine Ex-Geliebte vor mir, habe er „hart in den Arsch ficken“ dürfen, bis ihre Scheiße rauskam. Das war viel besserer Sex als mit mir.
Auch diese Frau hat er – und das hat er mir mehrmals nach und nach selbst erzählt – schwer emotional misshandelt und gequält.
Ich dokumentierte weiter.
Mein Ex-Geliebter sagte mir, falls ich das Handy nicht wegpacken und mich quasi fügen würde, dann würde ich – wie da drüben – letztlich nur ein Denkmal gestellt bekommen. Dafür, dass ich ja wenigstens eine gute Feministin gewesen sei. Wenn mehr auch nicht.
Seine letzte Äußerung fasse ich als eine akute Morddrohung, oder im mindesten als akute Androhung (körperlicher Gewalt) auf.
Ich schaffte es recht schnell und spontan, mich hinter einer Bushaltestelle zu verstecken.
Ich nahm Kontakt zu zwei Freund*innen zu Hause und einer Freundin vor Ort auf, um bei dieser unterkommen zu können.
Am nächsten Tag holte ich meine Sachen ab.
Wir telefonierten noch einmal, etwa einen Monat später.
Als ich aus meiner alten Wohnung auszog, war ich dabei als meine Nachmieterinnen Kratzer von meinen roten Fingernägeln an den Wänden überstrichen. Sie haben es nicht bemerkt.
Er tauchte mehrmals an meinen Schutzorten auf, bis ich meine Situation diversen Menschen gegenüber offen darlegte, um mich schützen zu können.
Meine Anfrage auf Strafanzeige kam nach etwa sechs Monaten, die ich dafür brauchte diesen Schritt tun zu können und obgleich es zwischenzeitlich eine relevante Gesetzesänderung gegeben hatte, zu spät. Und selbst wenn ich es versucht hätte, ich hätte die letzten zwei Jahre der Gewalt nochmal gehen müssen. Die mit einer mehr als geringen Chance damit irgendetwas bewirken zu können, das mir in meinem Heilungsprozess hilfreich sein könnte.
Bis heute habe ich Angst, wenn mein Partner sich mit seinen Händen meinem Gesicht nähert, wir üben das.
Bis vor einigen Monaten, hatte ich aus Angst, oder weil mein Ex-Geliebter an Orten auftauchte,dissoziative Reaktionen.
Dinge, die längst verarbeitet waren, wurden retraumatisiert.
Ich haben nur Menschen davon erzählt, die mich konkret darauf angesprochen haben.
Zunächst konnte kaum jemand außer meinen engsten Freund*innen mir glauben.
Manche haben sich Vorwürfe gemacht.
Manche haben mir Vorwürfe gemacht.
Manche denken bis heute ich sei eine Idiotin.
Manche haben Mitleid, oder denken ich sei Opfer oder habe das sein wollen.
Ich wollte nie ein Opfer sein.
Ich bin es geworden.
Jetzt bin ich es nicht mehr.
Aber ich habe noch immer große Angst.
Ich habe Angst vor der Veröffentlichung dieses Textes.
Was mir die Angst nimmt und wer, das sind meine Freund*innen, das ist mein Sicherheitsnetz. Alles andere braucht noch Zeit.
_____________
LIEBESWAHN
Liebe und Macht. Und dann die Ohnmacht. Ich will geliebt werden oder tue ich alles aus nur aus Liebe? Was ist das dann für eine Liebe? Was machst du mit meiner Liebe? Was machst du aus meiner Liebe? Und wo stehe ich? Ich habe mich vergessen. Ich vergesse mich. Ich weiß, aber ich kann nicht anders. Sobald du da bist, vergesse ich (mich). Alles Vorgenommene verschwindet vor meinen Augen. Es ist unscharf. Dann hilfst du mir. Du nimmst es in die Hand. Führst mich. Manipulierst du mich? Du sagst mir, was gut und wie es gut ist. Und dann liebst du mich. Was für ein Geschenk!
Ich akzeptiere und dulde. Ich tue alles damit ich dich nicht verliere. Denn wenn ich dich verliere, verliere ich auch mich. Was soll ich nur ohne dich? Ohne deine Liebe bin ich nichts. Ich gerate in eine Abhängigkeit, fast drei Jahre lang strapazierst du meine Akzeptanz, meine Schmerzgrenze wird gedehnt meine Toleranz auf die Probe gestellt. Ich verliere meine Freunde. Die anfängliche Leichtigkeit hat sich verändert. Ich versuche stetig den dünnen Faden, an dem unsere Beziehung hängt, zu stärken. Alles versuche ich, damit er nicht reißt.
Irgendwann wache ich auf, verstehe ich. Dann konnte ich mich trennen von dieser Liebe. Vorher war es nicht möglich. Ich konnte einfach nicht..
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